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AutorenbildBettina Hufschmied

Trauer und Trauerbewältigung

Aktualisiert: 24. Sept.

Der Tod einer nahestehenden Person kann manchmal still, andere Male mit grosser Wucht und Verstörung in unser Leben treten. Durch eine vorangegangene Krankheitsphase erhalten manche Angehörige die Möglichkeit, sich auf den Abschied vorzubereiten. Für andere Hinterbliebene verändert der unerwartete Tod eines geliebten Menschen das Leben von einem Moment auf den anderen. Der Verlust eines nahestehenden Menschen ist jederzeit möglich und wird häufig als eine erschütternde Lebenserfahrung – ein Schicksalsschlag – erlebt, was einen langfristigen, unter Umständen lebenslangen Anpassungsprozess zur Folge haben kann.


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Welche Trauerreaktionen gibt es?

Trauer ist an sich keine psychische Erkrankung, sondern unvermeidlicher Teil des menschlichen Lebens, so erschütternd er auch sein mag.


Die erste Reaktion auf einen Verlust besteht häufig in einem Schock und in einem Nicht-Wahrhaben-Wollen. Ein weiteres typisches Merkmal ist der Trennungsschmerz, der von den Trauernden nicht nur psychisch, sondern auch physisch sehr intensiv erlebt werden kann. Hinzu kommt eine starke Sehnsucht nach der verstorbenen Person, begleitet von dem starken Wunsch der Wiedervereinigung mit derselben. Wer zurückbleibt, durchlebt oft eine Vielfalt an intensiven Emotionen wie zum Beispiel Traurigkeit, Bedauern, Schuldgefühle und Wut. Aus diesem Grund sind die ersten Wochen und Monate für viele Trauernde nicht nur eine gefühlsmässig herausfordernde Zeit, sondern führt das Durchleben dieser vielfältigen Gefühle häufig auch zu starker physischer Ermüdung.



Trauerverarbeitung ist ein Prozess

Obwohl das Trauererleben die Betroffenen sowohl psychisch als auch physisch in einen Ausnahmezustand versetzt, ist die Trauer um eine nahestehende Person unvermeidlicher Teil des menschlichen Lebenszyklus. Der Verlust eines nahestehenden Menschen führt in der Regel zu einem "normalen" Trauerprozess, in dem die Intensität der Trauersymptomatik im Laufe der Zeit graduell abnimmt.


Die Trauer ist kein passiver oder stillstehender Zustand, sondern ein Prozess, den die Trauernden durchleben und in dessen Verlauf zu unterschiedlichen Zeiten verschiedene Themen zu bearbeiten und Aufgaben zu lösen sind. Oft ist daher auch von "Trauerarbeit" die Rede. Wird diese Trauerarbeit nicht geleistet, so ist der Abschluss des Trauerprozesses nicht möglich und die Betroffenen verharren in ungelöster Trauer. Der Prozess des Trauerns hilft den Hinterbliebenen, Abschied zu nehmen und sich einem Leben ohne die verlorene Bezugsperson zuzuwenden. Er beinhaltet typischerweise folgende Themen/Aufgaben:

  • den Trauerschmerz erfahren

  • die Realität des Verlustes akzeptieren

  • sich an eine Umwelt anpassen, in der die verstorbene Person fehlt

  • der verstorbenen Person einen neuen Platz geben (Erinnerung und Neuorientierung)


Jeder Mensch trauert anders. Um einen Verlust zu verarbeiten, brauchen die Betroffenen unterschiedlich viel Zeit. Folgendes kann dabei helfen:

  • Lassen Sie die Trauer zu, sie ist notwendig für den Heilungsprozess der Seele.

  • Schreiben Sie auf, was Sie bewegt, führen Sie ein Trauertagebuch.

  • Schreiben Sie einen Brief an die verstorbene Person.

  • Tauschen Sie sich mit Freundinnen und Freunden oder Familienangehörigen aus.

  • Gestalten Sie ein passendes Abschiedsritual.



Komplizierte Trauer

Von einer komplizierten oder anhaltenden Trauer spricht man, wenn die Trauersymptome im Verlauf der Zeit nicht graduell abnehmen. Häufig findet dann keine Veränderung im Trauerprozess statt; er erstarrt. Dieses Erstarren zeichnet sich oft durch ein Vermeidungsverhalten seitens der trauernden Person aus (z.B. indem sie den Trennungsschmerz nicht zulässt) oder durch anhaltendes intensives Erleben von Traurigkeits- und Wutgefühlen. Komplizierte oder anhaltende Trauer wird häufig von weiteren psychischen Erkrankungen (wie bspw. Depression und posttraumatischer Belastungsstörung) begleitet.


Risikofaktoren für eine anhaltende Trauer sind:

  • Mehrfache Verluste

  • Unnatürliche oder gewaltsame Todesumstände (z.B. Suizid)

  • Mangelnde soziale Unterstützung

  • Vorangegangenes Trauma

  • Substanzmissbrauch

  • Problematische Beziehung zur verstorbenen Person zu Lebzeiten

  • Tod eines Kindes



Psychologische Beratung bei Trauer und Trauerbewältigung

Der Weg aus der Trauer kann sich manchmal als schwierig erweisen. Professionelle Beratung gilt es in Betracht zu ziehen, wenn:

  • die Trauerverarbeitung "kompliziert" verläuft und lange anhält.

  • die Trauersymptome im Verlauf der Zeit nicht abnehmen.

  • starke, impulsive emotionale Reaktionen (Wut, Schuld, Angst) anhalten.

  • die Anpassung an die neue Wirklichkeit nicht gelingt.

  • die Bewältigung des Alltags lange beeinträchtigt bleibt.

  • sich Einsamkeit einstellt.

  • die Situation als ausweglos empfunden wird.


In einem ersten Schritt soll die psychologischen Beratung der Trauer einen Raum geben. Sie erhalten von mir grundlegende Informationen über Trauerprozesse, damit Sie Ihre eigene Reaktion besser verstehen können. Wir entwickeln einen individuellen Weg, wie ich Sie Schritt für Schritt durch Ihren Trauerprozess begleiten kann. Ich biete Ihnen einen geschützten Raum, in dem Sie mit den Gefühlen des Schmerzes, der Wut oder auch der Schuld in Kontakt kommen, diese zulassen und bewältigen können. Ich unterstütze Sie bei der Verarbeitung des Verlusts und helfe Ihnen bei der Bildung einer neuen, den Tod überdauernden Beziehung zur verstorbenen Person. Gemeinsam entwickeln wir Strategien für die Bewältigung des zukünftigen Lebens ohne die verlorene Bezugsperson. Falls von Ihnen gewünscht, lässt sich zu gegebenem Zeitpunkt auch ein begleitetes Abschiedsritual an einem für Sie stimmigen Ort durchführen.



 

Quelle:

Birgit Wagner, Psychotherapie mit Trauernden. Grundlagen und therapeutische Praxis, Weinheim: Beltz 2019.


James William Worden, Beratung und Therapie in Trauerfällen. Ein Handbuch, aus dem Amerikanischen übersetzt von Thomas M. Höpfner, 5. Auflage, Bern: Hogrefe 2017.

 

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